Lion´s City 2018: Neue Konstruktion, neue Ausstattung, modernes Design
Bei den BusDays (unten) in der Münchner Zentrale stand der neue Lion´s City – im Vordergrund die Gelenkbusvariante – im Mittelpunkt der MAN-Präsentation
17.3.2018. Im Rahmen der Hausmesse BusDays stellte MAN in München seine komplett neu entwickelte Stadtbus-Baureihe vor. Die künftige Generation Lion‘s City soll hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Fahrkomfort, Technologie und Design Maßstäbe setzen.
Zu den technischen Verbesserungen zählt – neben einem neu entwickelten 9-l-Motor plus Hybridmodul – zweifelsohne die Einzelradaufhängung vorne, die gegenüber dem Vorgänger mit Starrachse ein deutliches Plus an Fahrkomfort erwarten lässt. Womit auch ein bisheriger Nachteil mit Blick auf den Wettbewerb (z. B. MB-Citaro) vom Tisch wäre. Die Vorteile der Einzelradaufhängung erklären sich wie folgt: Beim Abrollen eines Rads über Fahrbahnunebenheiten wirken sich die Bewegungen von Rad und Radträger nur noch geringfügig auf die gegenüberliegende Seite aus; insgesamt ist somit eine weicher ausgelegte Dämpfung möglich, da geringere ungefederte Massen wirken. Die Vorteile der Einzelradaufhängung haben sich im Rahmen von Test- und Vergleichsfahrten immer wieder bestätigt.
Bei den Stoßdämpfern lösen die neuen PCV-Dämpfer (Premium Comfort Valve) die bisherige Dämpfertechnologie als Serienlösung ab. Diese hydraulischen Schwingungsdämpfer ermöglichen eine optimale Fahrwerksabstimmung, die sich in den typischen Einsatzbereichen wie Anfahren, Überfahren von langen Bodenwellen oder kurzen Hindernissen vorteilhaft auf Fahrkomfort und Stabilität auswirken soll. Dank eines neuen Ölführungskonzepts stehen dabei deutlich mehr Parameter zur Verfügung, sodass eine spezifische Abstimmung für jede Achsvariante möglich ist.
Auch bei den Türen hat MAN mit der neuen Stadtbusgeneration Verbesserungen vorgenommen. Sie stammen weiterhin aus dem eigenen Türportfolio, fallen jedoch 100 mm breiter aus, mit einem harmonischen und schnelleren Türlauf als bisher. Zur Auswahl stehen pneumatische Außen- und Innenschwenktüren sowie elektrohydraulisch angetriebene Innenschwenk- und Schwenkschiebetüren. Für die Türtechnik wurden bewährte Komponenten ausgewählt, die im Betrieb keine Abschmierungen und Justiervorgänge erfordern und zuverlässige Funktionen versprechen. Durch Verwendung des modularen Baukastens ist eine kostengünstige Ersatzteilversorgung und hohe Verfügbarkeit garantiert.
Modernes Design
Sofort erkennbar sind die bereits im Reisebus umgesetzten neuen Designmerkmale. Neben den markanten Scheinwerfern mit LED-Band als Tagfahrlicht und der markentypischen schwarzen
Bugblende mit Chromspange hebt sich im Stadtbus die optisch heruntergezogene Seitenlinie der Fensterbrüstung auffallend vom Vorgänger ab. Sie verleiht dem Fahrzeug nicht nur Dynamik, sondern
trägt als Teil einer segmentierten Beplankung auch zur Verbesserung der Life Cycle Costs (LCC) bei. Auch das Heck wird in der modernen „Smartphone-Optik“ beim Lion’s City ebenso wie bereits beim
zuletzt präsentierten Reisebus Lion’s Coach zum unverwechselbaren Kennzeichen der MAN-Busfamilie. Zudem gewährleistet die Heckgestaltung eine gute Zugänglichkeit zu den technischen Komponenten
des Antriebs.
Lichtfunktionen in LED verfügbar
Die Hauptscheinwerfer sind nunmehr in voller LED-Ausstattung verfügbar und bilden zusammen mit den LED-Heckleuchten einen Teil der Serienausstattung. LED-Lampen in allen Lichtfunktionen unterstreichen das Design des neuen Lion’s City und tragen insgesamt durch Energieeffizienz, Lebensdauer (bis zu 10.000 Betriebsstunden) und Ausfallsicherheit zur Sicherheit und Senkung der Betriebskosten bei. So leuchtet beispielsweise das Abblend- und Fernlicht in LED-Ausführung um etwa 50 % heller als mit Halogenlampen – bei größerer Reichweite und breiterer Verteilung. Auch im Innenraum kommt die moderne Lichttechnologie zum Einsatz. Eine indirekte oder durchgehende LED-Beleuchtung in warmweiß sowie optional farbiges Ambientelicht gewährleisten ein gleichmäßiges und zugleich modernes Lichtdesign. Besonders berücksichtigt haben die Ingenieure eine reflektionsfreie Gestaltung, um die Blendwirkung am Fahrerarbeitsplatz auf ein Minimum zu reduzieren.
Komfort und Sicherheit für den Fahrer
Mit dem Fokus auf Ergonomie, Komfort und Sicherheit, aber auch hinsichtlich eines eleganten Designs, hat MAN den Fahrerarbeitsplatz optimiert. Die Bedienelemente sind nun in drei Zonen nach Häufigkeit der Nutzung angeordnet, ein optionaler Zusatzinstrumententräger rechts ermöglicht die Aufnahme zusätzlicher DIN-Geräte oder Überwachungsmonitore. Getränkehalter und USB-Anschluss befinden sich im seitlichen Bedienfeld, zusätzliche Ablagemöglichkeiten bieten zum Beispiel ein abschließbares Fahrertaschenfach oder ein Zeitungsnetz.
Für mehr Ergonomie durch eine optimale Sitzposition lässt sich der Fahrersitz nun horizontal weiter als bisher verstellen. Der Instrumententräger bewegt sich synchron mit der Bewegung des Lenkrads, wie es auch der VDV-Vorgabe entspricht. Für beste Erkennbarkeit sorgt zudem das serienmäßig verbaute hochauflösende 4-Zoll-Farbdisplay. Ein weiteres Plus an Sicherheit verspricht die erhöhte Sitzposition des Fahrers sowie die nach vorne öffnende Fahrerkabinentür. Eine modulare Scheibe auf der Fahrertür, die sich auf Wunsch bis zur Windschutzscheibe verlängern lässt, kann zusätzlich Sicherheit gegen Übergriffe bieten.
Neues Sitzkonzept für Flexibilität und leichte Reinigung
Das Sitzkonzept des Lion´s City unterstreicht den hellen und optisch aufgeräumten Eindruck des neuen, unter dem Begriff „Colour & Trim-Konzepts“ gestalteten Interieurs. Dabei sind helle und dunkle Farben so gewählt, dass Funktionsbereiche entsprechend funktional unterstützt werden. Gleichzeitig gewähren optimierte Sitzabstände mehr Platz. Dazu trägt auch die Befestigung von Sitzen an Seitenschienen bei; auf dem standardisiertes Sitzgestell können mit Hilfe von Adaptern beliebige Sitzschalen einfach und flexibel montiert werden. Neuen Deckenstangen mit ovalem Griffprofil bieten stehenden Fahrgästen einen sicheren und zugleich ergonomischen Halt.
Weniger Gewicht, neuer D15-Motor ohne AGR
Durch die verwendeten Materialien, Komponenten und Fertigungsverfahren ist der neue
Lion´s City leichter und dennoch robuster geworden. Beispiele dafür sind eine neu konstruierte Motorraumklappe, die ohne Stahlrahmen auskommt, sowie eine dünnere Heckscheibe und eine
gewichtsoptimierte Seitenwandverkleidung aus naturfaserverstärktem Polypropylen. Einen bedeutenden Beitrag zur Wirtschaftlichkeit wird der neue 9-Liter-Motor D1556 LOH (D15) leisten, der bereits
den ab 1. September 2019 geltende Abgasstandard Euro 6d erfüllt und mit innovativen Lösungen umgesetzt wurde. So hat man auf die aufwändige Abgasrückführung (AGR) verzichten können, mit der MAN
sich einst im Vorteil sah – konnte bei der Abgasnorm Euro 5 doch noch dank AGR auf das SCR-System mit dem Additiv AdBlue verzichtet werden. Nunmehr haben die Motorenentwickler in
Nürnberg/Augsburg den Spieß umgedreht: Statt der seit Euro 6 verwendeten Kombination aus AGR und SCR nutzt man beim neuen D15-Motor zur Einhaltung der Abgaswerte ausschließlich die
SCR-Technologie (Selective Catalytic Reduction) in Verbindung mit dem Filtersystem CRT (Continuously Regenerating Trap). Man muss abwarten, ob und in welchem Umfang der Verbrauch von Harnstoff
(AdBlue) erhöht werden musste und wie sich das auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt, dazu liegen derzeit keine Angaben vor. Die Idee, ganz auf AGR zu verzichten, hatte übrigens zuvor schon Iveco
für seine modernen Dieselmotoren umgesetzt; dort musste der Einsatz von AdBlue nach oben hin angepasst werden.
Auf Wunsch lässt sich der neue D15-Motor um den MAN „EfficientHybrid“ ergänzen, ein Mild-Hybrid-Modul, das den Dieselmotor unterstützt und dadurch spürbar zur Kraftstoffersparnis beitragen soll. Zusätzlich reduzieren sich durch die eingebundene Stopp-Start-Funktion Motorengeräusche und Abgase. Auf bis zu 2,6 Millionen Stopp-Start-Zyklen ist das Gesamtsystem einschließlich Energiespeicher ausgelegt. Kernstück des kompakten Hybridsystems ist der Kurbelwellen-Starter-Generator, eine Elektromaschine, die während des Bremsens mechanische in elektrische Energie umwandelt (Rekuperation). Die so gewonnene Energie wird in einem UltraCap-Modul auf dem Fahrzeugdach gespeichert, das verglichen mit einer Batterie ähnlicher Kapazität deutlich leichter und kompakter ist. Die so gespeicherte Energie stellt die Bordnetzversorgung unabhängig vom Antrieb sicher, was nicht nur den Dieselmotor entlastet, sondern auch das Abstellen des Motors während des Fahrzeugstillstands ermöglicht. Durch die Umkehrung der Funktionsweise des Kurbelwellen-Starter-Generators kann der D15-Motor innerhalb weniger Augenblicke wieder gestartet und bei der anschließenden Beschleunigung mit der Boost-Funktion unterstützt werden. (Detaillierte Informationen zum neuen D15-Motor weiter unten als PDF-Download)
Beachtliche Gewichtsersparnis
Rund 1130 kg hat der neue MAN Lion’s City in der 12-Meter-Variante ausstattungsbereinigt gegenüber seinem Vorgänger mit D20-Motor abgespeckt. Dies wird sich natürlich auch beim Verbrauch günstig auswirken, zumal beim vergleichsweise leichten D15-Motor (ca. 850 kg) durch den Verzicht auf AGR die Kühler- und Lüfterleistung reduziert werden konnte. Den ausschließend stehend einzubauende Reihensechszylinder (Euro 6d) gibt es zunächst in den Leistungsstufen 280, 330 und 360 PS, womit er die typischen Einsatzfelder von Stadtbussen abdeckt. Das drehmomentstarke Aggregat soll auch Basis für einen künftigen neuen Gasmotor werden.
Fazit: Der erste Eindruck hinsichtlich Konstruktion, Ausstattung und Optik lässt den im MAN Werk Starachowice (Polen) gebaute neuen Lion´s City wieder ganz vorne mitspielen. Man darf gespannt sein, wie sich der ebenfalls neue Motor bewährt und was MAN noch alles auf Basis dieser Baureihe hervorzaubert – wie etwa den künftigen Elektrobus, dessen erste Präsentation zur IAA Nutzfahrzeuge im kommenden September erwartet wird. JG /Fotos: MAN
Lion´s City 2018: Neue Konstruktion, neue Ausstattung, modernes Design