Interesse am „Bus“?

Dann sind Sie hier richtig. In loser Folge veröffentliche ich Informationen und Kommentare über dieses flexibel einsetzbare und umweltfreundliche Verkehrsmittel. Die Beiträge basieren auf einer langjährigen journalistischen Arbeit und werden von mir aus Freude an der Thematik fortgeführt. Privat und ohne jegliches kommerzielle Interesse, ebenso – trotz großer Sorgfalt – ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

                                                                                                                      Jürgen Görgler


Kühle Getränke, heiße Busse, extremes Klima mit Dominoeffekt

7.8.2018. Münster schwitzt bei über 35 Grad. Das gilt – trotz klimatisierter Fahrzeuge – auch für die Fahrerinnen und Fahrer der Stadtbusse, die durch die große Frontscheibe die volle Sonnenstrahlung abbekommen. Um deren Konzentration und Wohlbefinden zu gewährleisten, verteilen die Stadtwerke am Hauptbahnhof gekühltes Wasser. Bei dieser anhaltend heißen Wetterlage eine prima Aktion der Münsteraner (Foto: Stadtwerke Münster).

Doch wie sieht es für die Fahrgäste aus? Selber gerade von einer mehrtägigen Tour in den Südschwarzwald zurück (mit u. a. Besuch der Sauschwänzlebahn), hatte ich das „Vergnügen“, einige Tagesziele mit Überlandbussen anzusteuern. Die Busse entsprachen zwar aktuellen Baureihen, hatten jedoch keine Klimaanlage für den Fahrgastraum an Bord – und das bei dieser Wetterlage. Da machte es keinen Sinn mehr, den mit mir reisenden Eisenbahnfreunden Pluspunkte für den Bus zu erläutern...!

Das geht natürlich gar nicht, so viel Sparsamkeit vergrault Fahrgäste. Allerdings: Die Klimaanlage eines auf Reise getrimmten Doppelverdieners schaffte es dann auch nicht, die Temperaturen im vollbesetzten Fahrgastraum spürbar zu senken – es war einfach zu heiß.

Dass nach erlebnisreichen Tagen Verspätungen samt Zugausfall während  der 400 km lange Rückreise für Spannung sorgte, läßt darauf schliessen, dass auch hier die Technik einfach schlapp machen kann, die Bahnfahrt sich ähnlich wie in den überhitzten Bussen als Zumutung entpuppte.

Nun wird niemand mehr ernsthaft bestreiten wollen, dass es einen Klimawandel gibt. Dies bedeutet für die Konstrukteure von Bussen und Bahnen, diese Entwicklung durch effektivere Klimasysteme zu berücksichtigen. Dies dürfte besonders spannend werden, wenn es um den Einsatz von Batteriebussen geht, die wegen des emissionsfreien Betriebs künftig verstärkt zum Einsatz kommen werden. Heizen und Kühlen sind nämlich deren Knackpunkte, die in der jeweiligen Jahreszeit den Energieverbrauch kräftig erhöhen und damit auch die mögliche Fahrleistung reduzieren können. Natürlich besteht auch für Elektrobusse die Option auf die gute alte Zusatzheizung mit fossilem Brennstoff (was eigentlich niemand möchte), und energiesparende Klimaanlagen mit Wärmepumpe kommen neuerdings auch im Bus zum Einsatz. Allerdings kann man davon ausgehen, dass weitere Optimierungen hinsichtlich Kühl- und Heizleistung folgen (müssen) – falls Hitzespuk und Wetterkapriolen sich zur Regelmäßigkeit entwickeln.

Ob sich dies alles mit Blick auf die Klimaerwärmung und dem zuletzt viel zitierten Dominoeffekt im positiven Sinne umsetzen läßt, ist offen. Das Schlimme an der ganzen Entwicklung: Selber kann man die aktuellen Auswirkungen kaum mehr beeinflußen. Doch mit Blick in die Zukunft und für unsere Kinder lohnt es allemal, sorgfältiger mit Energie umzugehen, den eigenen Pkw in der Garage stehen zu lassen und möglichst Busse und Bahnen zu nutzen. Fraglich ist in diesem Zusammenhang der Umstieg auf die zunehmend angebotenen Carsharing-Angebote – die auch in Konkurrenz zum ÖPNV stehen und den Straßenverkehr nicht unbedingt entlasten...

Jürgen Görgler


Gratis-ÖPNV: Revolution oder Schnapsidee?

14.2.2018. Die Bundesregierung steht unter Druck, wenn es um die Schadstoffbelastung in deutschen Städten geht. Es droht gar eine Klage der EU, weil die gemeinsam verfassten Vorgaben hinsichtlich Luftqualität nicht eingehalten werden können. Eine interessante Idee durch den Bund soll Abhilfe schaffen oder zumindest die EU hinhalten: Kostenloser ÖPNV, zunächst als Versuch in den Städten Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim (wie unter Bezug auf einen Brief durch die Bundesregierung an die EU mehrfach berichtet wird). Ärgerlich: Noch bevor Brüssel reagieren kann, kommen rundum Zweifel statt konstruktive und sachdienliche Vorschläge. Alles schon mal dagewesen, zu teuer und überhaupt!

Dabei dürfte es eine richtungsweisende Idee sein, wenn man endlich mal die Belange der Pkw-produzierenden Industrie hintenanstellt: Weniger Lärm und Hektik, stattdessen saubere Luft, mehr Sicherheit und Gesundheit; von den gestalterischen Freiheiten in den Städten mal ganz abgesehen, die sich durch eine Reduzierung des Individualverkehrs ergeben könnten. Quasi eine Revolution, wie sie mit dem Start der serienmässigen Automobilproduktion vor gut 100 Jahren schon einmal stattgefunden hat, jetzt allerdings mit ganz anderen Zielen. Interessante Links zum Kommentar: FAZ, Spiegel, Zeit, Tagesschau.

JG

 


Abgase reduzieren? Tempolimit statt Fahrverbot ? Kommunen müssen reagieren!

11.8.2017- Emissionen durch Automobile mit Verbrennungsmotoren werden derzeit heftig diskutiert, ganz besonders durch die Schummelei einiger Hersteller bei den Abgaswerten für Diesel-Pkw. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen: Giftige Abgase produzieren auch Benziner, selbst das Partikel-Problem findet sich dort, gerade bei den modernen Direkteinspritzern. Also Elektromobilität für eine saubere Umwelt? Das erinnert an den alten Witz, dass Strom ja sauber aus der Steckdose kommt – selbst wenn er über Kohlekraftwerke produziert wird. Um es mal deutlich zu sagen: Unsere Stromversorgung wird auf Jahrzehnte hinaus nicht in der Lage sein, umweltfreundlich erzeugte Energie ausreichend und flächendeckend anzubieten, um damit tatsächlich den gesamten Straßenverkehr elektrisch zu betreiben. Zudem weist die Herstellung von E-Autos, vor allem durch die aufwändige Akkuproduktion unter Verwendung seltener Erden, eine äußerst schlechte CO2-Bilanz auf, wie unter anderem eine schwedische Studie belegt. Ein E-Auto muss demnach 8 Jahre unterwegs sein, bevor es unter allen Gesichtspunkten umweltrelevante Vorteile gegenüber Autos mit Verbrennungsmotoren aufweist.

 

Was tun, um Emissionen und deren negative Auswirkungen auf das Klima wirksam zu bekämpfen? Die einfachste Antwort wäre, die individuelle Mobilität drastisch zu reduzieren. Dies kann aus heutiger Sicht sicherlich nur auf freiwilliger Basis in Kombination mit einer geschickten Verkehrsplanung funktionieren: Ausreichend Parkplätze in der Peripherie mit direktem ÖPNV-Anschluss, eine schnelle Taktrate, komfortables und ansprechendes Fahrzeugmaterial. Wie dies funktioniert, zeigt seit Jahren die westfranzösische Stadt Nantes, wo Busse und Bahnen auf eigener Spur kreuzungsfrei im Minutentakt fahren und Tickets in Kombination mit Parkplätzen nur einen (!) Euro kosten. Gleichzeitig hat man Einfahrtsstraßen baulich verändert und durch Parkbuchten eingeengt; dies hat bewirkt, dass der Individualverkehr in Richtung Zentrum und Altstadt erheblich zurückgegangen ist, zum Wohle der Bevölkerung wie auch den Bauten der Altstadt samt Kathedrale. Ein ebenso günstiges und überzeugendes ÖPNV-System installierte die 15-Millionen-Stadt Istanbul, die mit ihrem schnellen Metrobus-System (siehe Foto ganz oben) Randzonen und Zentren verknüpft und somit einen Verkehrskollaps erfolgreich abgewendet hat.

 

Nun sage niemand, dass ÖPNV-Systeme in Deutschland unattraktiv wären. Städte wie Hamburg, Stuttgart, München oder auch Dresden zeigen sehr gut funktionierende Bahn- und Busverkehre, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch ein überzeugender Anreiz zum Umsteigen fehlt oft noch. Ob es dann hilft, das mancherorts über die Ampelanlagen – versuchsweise – Staus verursacht werden, um den Autofahrern den Spaß am individuellen Fahren zu verderben? Wohl eher nicht, denn dies geht mit erhöhten Abgaswerten und Ausweichen in Nebenstraßen umher, wie etwa aus Potsdam zu hören war. Viel besser funktioniert ein Tempolimit (30 km/h) mit darauf abgestimmter grüner Welle, wie es Mönchengladbach erfolgreich testet: Auf den betreffenden Straßenabschnitten haben sich die schlechten Abgaswerte zum Guten gewandelt und die EU-Vorgaben werden problemlos eingehalten. Wer schneller unterwegs sein will, kann ja den ÖPNV nutzen...

 

Vernünftige Ideen lassen sich also vergleichsweise günstig umsetzen, auch ohne Fahrverbote. Man muss sich nur wagen, und zwar ohne „Wenn“ und „Aber“. Darüber hinaus wäre jedes Ein-Euro-Ticket – samt Parkplatz und trotz Subventionen – ein überzeugendes Argument zum Umstieg, dabei gleichzeitig eine nachhaltige Investition für eine saubere Zukunft. Letztendlich hat auch die Elektromobilität Zukunft, wie etwa in Bussen, Bahnen, Verteiler- und Kommunalfahrzeugen. Doch in Millionen Pkw mit X-tausenden Ladestationen?                                                                                                                  Jürgen Görgler